Das Einblasdämmsystem

Steinwolle

Steinwolldämmstoffe weisen eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit auf und schützen so Außenbauteile vor übermäßigem Wärmeverlust. Wärmedämmung heißt aber nicht nur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden, sondern bedeutet auch Behaglichkeit, Erhöhung des Wohnwertes und Vermeidung von Bauschäden.

Lärm und störende Geräusche beeinträchtigen unser Wohlbefinden. Steinwolldämmstoffe schaffen hier Abhilfe. Durch ihre offenporige Struktur absorbieren sie eindringende Schallwellen und sorgen für effektiven Schallschutz.

Steinwolldämmstoffe tragen aktiv zum vorbeugenden Brandschutz bei. Sie sind nichtbrennbar. Mit einem Schmelzpunkt von über 1000 °C, eignen sie sich für den Einsatz in klassifizierten Brandschutzkonstruktionen und können so Menschen und Gebäude vor Feuer schützen.

Die Dämmstoffe werden in Säcken auf der Baustelle angeliefert. Mit einer speziell hierfür entwickelten Einblasmaschine wird der Dämmstoff aufbereitet und durch Druckluft direkt an den Verarbeitungsort transportiert. Es sind Förderhöhen von 80 m bei einer Entfernung von bis zu 300 m möglich.

Je nach Anwendungsbereich unterscheidet man beim Einblasdämmsystem eine Verarbeitung mit und ohne zusätzlichem Bindemittel.

Eine Verarbeitung mit Bindemittel bezeichnet man auch als Sprühklebetechnik oder SKW-Methode. Zur Dämmung von offenen Konstruktionen oder belüfteten Flachdächern wird der Dämmstoff durch Zugabe eines Bindemittels stabilisiert, und wie bei der Dämmung von Kuppelflächen mit einem bestimmten Anpressdruck abrutschsicher und lagestabil aufgeblasen.

Eine Verarbeitung ohne Bindemittel ist nur bei geschlossenen Konstruktionen möglich. Zum Beispiel bei der nachträglichen Dämmung von zweischaligem Mauerwerk, der sogenannten Kerndämmung, Gebäudedehnungsfugen, im Schrägdachbereich oder auch bei Leitungsschächten.

Nachträgliche Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk

Mit dem Einblasdämmsystem ist es möglich, zweischaliges Mauerwerk nachträglich effektiv zu dämmen. Der Hohlraum wird gleichmäßig mit Dämmstoff ausgeblasen. Aufwendige Vorarbeiten sind nicht erforderlich. Die Architektur der Fassade bleibt erhalten.

Zunächst wird die Luftschicht mittels Endoskop kontrolliert. Je nach Beschaffenheit der Wand werden kleine Einblaslöcher in die Kreuzfuge der Wand gebohrt oder Steine aus dem Mauerwerk entnommen. Durch diese Öffnungen wird der Dämmstoff mit einer flexiblen Schlauchverbindung in den Hohlraum eingebracht. Danach werden die Einblaslöcher verfugt, die entnommen Steine wieder eingesetzt.

Gebäudedehnfugen

Ein weiterer Anwendungsbereich ist die Dämmung von Gebäudedehnungsfugen zum Beispiel bei 3-Schicht-Plattenbauten. Die Dehnungsfugen werden vor Anbringung eines Wärmedämmverbundsystems mit Dämmstoff verfüllt. Hierdurch werden Wärmebrücken vermieden und der Schall- und Brandschutz verbessert.

Gewölbe und Kuppeln - Die klassische Anwendung der Sprühklebetechnik

Problemfälle der Wärmedämmung mit Platten und Bahnen sind gewölbte oder geneigte Flächen wie Gewölbedecken in Kirchen oder gekrümmte Saal- und Altbaudecken. Für diese Bereiche wurde die Sprühklebetechnik entwickelt, mit der die Dämmung selbst bei Konstruktionen mit einer Neigung bis zu 80 % abrutschsicher, fugenlos und gleichmäßig aufgebracht werden kann. Sie zeichnet sich durch Lagestabilität und Oberflächenfestigkeit, selbst bei starker Belüftung, aus. Die Steinwollflocken werden schichtweise in der Sprühklebetechnik bis zur gewünschten Dämmstärke aufgesprüht, die bis zu 20 cm betragen kann. Als Abschluss wird die Dämmschicht mit einer dünnen Klebeschicht benetzt, um eine Verfestigung der Oberfläche zu erreichen.

Schrägdach, Flachdach und Deckenkonstruktionen

Bei schwer zugänglichen Konstruktionen im Dachbereich wie Holzbalkendecken oder belüfteten Flach- und Schrägdachkonstruktionen ist eine Dämmung mit herkömmlichen Dämmplatten oder –bahnen in der Regel nicht möglich. Mit dem Einblasdämmsystem können diese jedoch nachträglich funktionssicher gedämmt werden. Beim Ausbau und bei der Dämmung von Schrägdächern ist darauf zu achten, dass die Bekleidung luftdicht ist, um Zugluft und damit auch Energieverlust zu vermeiden. Dafür ist gegebenenfalls hinter der Wandbekleidung eine Luftdichtigkeitsschicht anzubringen.

Dachschrägen

In Dachschrägen kann der Dämmstoff problemlos durch Einblasen nachträglich eingebracht werden. Auf den erforderlichen Belüftungsspalt (mindestens 20 mm) zwischen Dämmung und Dacheindeckung ist zu achten.

Geschlossene Balkenlage

Zum Einblasen der Dämmung werden Bohrlöcher in der Verbretterung hergestellt oder einzelne Bodenbretter die quer über mehrere Gefache verlaufen herausgetrennt. Sodann erfolgt das Einblasen des Dämmstoffs in die Gefache und abschließend der Wiederverschluss der Verbretterung.

Offene Balkenlage

Nach der Säuberung der Zwischenräume wird der Dämmstoff schichtweise eingeblasen. Laufstege werden, wenn erforderlich, vorher montiert.

Balkenlage mit Einschub

Obere Verbretterung in Abständen aufbohren oder durchgehendes Brett heraustrennen. Bei oberer Luftschicht einblasen des Dämmstoffs mit einer Winkeldüse. Liegt die zu dämmende Luftschicht unterhalb des Einschubs, so muß die mittlere Verbretterung ebenfalls aufgebohrt werden und durch diese öffnung mit der Winkeldüse der Dämmstoff gefachweise eingeblasen werden. Bei geschüttetem Einschub (Sand, Asche) ist zu beachten, dass das Material nicht in den unteren Deckenteil rieselt.

Decken bei nicht ausgebauten Dachgeschossen

Der Dämmstoff wird fugenlos und gleichmäßig auf die waagrechten Flächen aufgeblasen. Hierbei werden aufgehenden Konstruktionsteile des Dachstuhls vom Dämmstoff umschlossen. Falls erforderlich können zur Begehung schmale Laufstege mittels Balken und Querverbretterung angebracht werden.

Betondecken bei belüfteten Dächern (Kriechbödern)

Bei ausreichend hoher Anordnung der Lufteintrittsöffnungen wird die Dämmung gleichmäßig dick über die gesamte Fläche aufgeblasen. Es ist darauf zu achten, dass der notwendige freie Belüftungsraum oberhalb der Wärmedämmung erhalten bleibt. Sollten die Lufteintrittsöffnungen tiefer angeordnet sein, wird die Wärmedämmung im Bereich der Lufteintrittsöffnungen (Traufenbereich) dünner aufgebaut und steigt dann zur Mitte hin an.

Dachdrempel

Bei der nachträglichen Dämmung der Dachdrempel ist auf eine ausreichende Belüftung unter den Dachpfannen zu achten. Hier kann die Dämmung auch gegebenenfalls von außen nach Abnehmen einzelner Dachpfannen eingeblasen werden.

Streckmetall-Putzdecken

Ein klassisches Einsatzgebiet für das Einblasdämmsystem. Bei einer Abhängehöhe zwischen 10 bis 20 cm wird der Zwischenraum vollständig mit Wärmedämmung ausgefüllt. So werden auch Rundungen und Schrägen sicher gedämmt.